Moderne Philanthropie
Neben den klassischen Formen des Spendens und Stiftens in Form der Bereitstellung finanzieller Mittel versuchen Stifter und Spender vermehrt auch neue Wege der Philanthropie zu beschreiten. So versuchen immer mehr Philanthropen ihr im Beruf erworbenes Wissen, ihre Kontakte und ihr Know-how in Form von intellektuellem und sozialem Kapital in die von ihnen unterstützten gemeinnützigen Organisationen einzubringen. Auch Ansätze des verantwortungsvollen und nachhaltigen Investierens finden vermehrt Anwendung in der traditionellen Welt der Philanthropie. So werden getreu dem Grundsatz „Give money and step in” Theorie und Praxis des langfristigen und verantwortungsvollen Investierens (SRI) sowie Venture Capital Ansätze vermehrt auf den gemeinnützigen Sektor übertragen (Venture Philanthropy).
Venture Philanthropy (VP)
Der Ansatz der „Engagierten Philanthropie“, im angelsächsischen Raum auch bekannt durch Begriffe wie Venture Philanthropy, High-engagement Philanthropy oder auch Strategic Philanthropy, versteht ihre Aktivitäten als soziale Investition in gemeinwohlorientierte Organisationen und greift dazu auf Methoden aus Venture Capital und Betriebswirtschaft zurück. Demgemäss werden gemeinnützige Organisationen über die finanziellen Zuwendungen hinweg durch langfristige, fachliche und persönliche Betreuung unterstützt. Das Ziel ist es, die Zweckerfüllung zu verstärken und langfristig eine Ergänzung zu den klassischen Formen des Spendens zu bieten.
Nachhaltiges, verantwortungsvolles Investieren (SRI)
In jüngster Zeit entdecken immer mehr Philanthropen eine weitere Möglichkeit, „Gutes“ zu tun. Sie beziehen sogenannte Socially Responsible oder auch Sustainable and Responsible Investments, kurz SRI, in ihr Handeln und Tun mit ein. So verwischen zusehends die traditionellen Grenzen zwischen der renditebringenden Veranlagung einerseits und des traditionellen Verständnisses des Spendens und Stiftens andererseits. Das neue Philanthropie Verständnis berücksichtigt zusätzlich nachhaltige und verantwortungsvolle Investitionen mit einer positiven Kapitalwirkung. Das sogenannte Socially Responsible Investing verbindet dabei die beiden Sphären des sozialen und ökologischen Impacts mit dem des finanziellen Erfolgs und ermöglicht den Philanthropen und Stiftern neue Wege und Möglichkeiten, sich zu betätigen. Damit nutzt die neue Generation vermehrt nicht nur die Form der Spende, sondern die der Geldanlage, um Gutes zu tun.
Investieren mit einer positiven Kapitalwirkung (Impact Investing)
Nachhaltige Investment Ansätze werden zunehmend hinsichtlich der Mittelbarkeit ihrer Auswirkungen/Impact in Bezug auf ethische, soziale, ökologische und Governance Aspekte beurteilt und wachsen damit immer mehr über den Bereich von Anlagestilen und –produkten hinaus. Während etwa die Anwendung von Ausschlusskriterien indirekt über die Kapitalkosten von Unternehmen wirkt, geht vom Impact Investing eine unmittelbare positive ökologische oder soziale Wirkung aus. Diese Wirkung bzw. Impact lässt sich im Idealfall messen und gegenüber Investoren ausweisen, indem bspw. die Anzahl Mikrokreditempfänger sowie die Art der finanzierten Projekte erhoben werden. Die angebotenen Impact Themen, die sich in einer unmittelbaren Wirkung niederschlagen, sind mittlerweile vielfältig und erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit sowohl auf der Angebots- wie auch auf der Nachfrageseite.
Program- und Mission-Related Investments für Stiftungen (Mission Investing)
Vor allem sogenannte Mission-Related und Program-Related Investments erfreuen sich in der Welt der Stiftungen einer steigenden Beliebtheit und dienen als Sammelbegriffe für die Bemühungen der Stiftungen, ihre Mittelverwendung mit der Kapitalanlage in Einklang zu bringen. Program-Related Investments, auch PRIs genannt, sind Investments, die unmittelbar bzw. sehr eng mit dem jeweiligen Zweck der Stiftung verbunden sind und diesen direkt durch die Art der Kapitalveranlagung fördern. Generell werden bei dieser Art des Investierens auch Renditen unterhalb der Marktrendite akzeptiert und erfolgen zumeist in der Form von Krediten, Garantien, Direktinvestitionen in Unternehmen bis hin zur Beteiligung an Venture Capital und Private Equity Fonds. Mission-Related Investments, auch MRIs genannt, ermöglichen es, durch marktadäquate Renditen gewisse regulatorische Hemmnisse zu überwinden und durch die Art der Geldanlage den ökologischen und/oder gesellschaftlich sozialen Zweck der Stiftung zusätzlich zu fördern. Hierbei lassen sich z.B. Widerspruchsfreiheit zwischen institutionellem Selbstverständnis und Anlagepolitik erzielen, verborgene Reputationsrisiken vermeiden, das Risikomanagement durch den Einbezug von ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) erweitern oder gar Diversifikationseffekte erzielen.